In keinem Bundesland brennt der Wald öfter als in Brandenburg. Ein Überblick über Ursachen und Möglichkeiten zur Vermeidung von Waldbränden
Noch vor einem Jahrzehnt fühlte es sich so an, als gebe es verheerende Waldbrände nur in weit entfernten Ländern wie den USA oder Australien – und nun brennt der Wald vor unseren eigenen Türen lichterloh. Bis in den frühen Herbst gab es allein in Brandenburg im Jahr 2022 schon 500 Brände, die Wald auf einer Fläche von rund 1.400 Hektar beschädigt oder komplett vernichtet haben.
Um Waldbrände langfristig kontrollieren und verhindern zu können, muss ganz deutlich zwischen Ursache, Auslöser und Ausbreitung unterschieden werden. Die zentrale Ursache von Waldbränden sind die Nadelbaummonokulturen, die in Deutschland flächendeckend vorherrschen. Nadelbäume sind signifikant leichter entzündbar als Laubbäume – nicht nur weil ihr Holz deutlich weniger Feuchtigkeit speichert, sondern auch, weil ihr Harz und ihre Baumnadeln besonders schnell entflammbar sind. Hinzu kommt, dass sich das Feuer in Nadelwäldern ungehindert verbreiten kann, da feuerhemmende Bodenkräuter und Sträucher sowie wasserspeicherndes Totholz und Humus am und im Boden fehlen. Laubwälder hingegen sorgen für eine höhere Luftfeuchte, niedrigere Temperaturen im Waldraum und deutlich mehr Pflanzenvielfalt – Faktoren, die sich brandhemmend auf den Boden auswirken.
Risikofaktor Mensch
Für einen Waldbrand hierzulande gibt es nur einen natürlichen Auslöser: den Blitzschlag. Die Statistik aber wird von den durch Menschen verursachten Waldbränden angeführt. Unachtsamkeit ist die häufigste Form der Brandursache; hinzu kommen mutwillige Brandstiftung und nicht klar zuordenbare Auslöser. Die verheerende Ausbreitung eines Waldbrandes ist unter anderem auf die Belastung des Waldbodens mit alter Munition, Trockenheit (bedingt auch durch steigende Temperaturen), anhaltende Dürrephasen und falsche Waldwirtschaft zurückzuführen.
Um die Ursachen, die Auslöser und die Ausbreitung von Waldbränden effektiv bekämpfen zu können, ist ein langfristiger Prozess notwendig. Ohne ein sofortiges Umdenken und Handeln werden allerdings weiterhin Wälder großflächig abbrennen – zurück bleibt zerstörter Lebensraum. Es gilt also, auf allen Ebenen von der Politik über die Wirtschaft bis zum Individuum ganz dringend mehr Achtsamkeit und Verständnis für die Lebensnotwendigkeit eines gesunden und vielfältigen Waldes zu schaffen.
Neben einem allumfassenden Waldumbau von Kiefernmonokulturen hin zu Laubmischwäldern, einer nachhaltigen öffentlichen und privaten Forstwirtschaft und einem effektiven weltweiten Klimaschutz sind es die präventiven Schutzmaßnahmen, die Brandfrüherkennung und eine starke Aufklärungs- und Weiterbildungsarbeit, die den Wald hier und jetzt schützen und ihm die Zeit zur Erholung gewähren können.
Früherkennung mit ausgefeilter Technik
Die Waldbrandfrüherkennung in Brandenburg wird hauptsächlich durch die sogenannte „Fire Watch“ sichergestellt. Hierbei handelt es sich um ein flächendeckendes Überwachungssystem. Mithilfe von 105 optischen Sensoren auf Dächern, Funkmasten und Wachtürmen werden Rauchbildungen über den Baumwipfeln sofort erkannt und an eine Leitstelle weitergemeldet. Die einzelnen Sensoren drehen sich um 360 Grad und scannen die Landschaft in 10-Grad-Sektoren alle sechs Minuten vollständig ab. Die „Fire Watch“ wird auch in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Sachsen und Berlin verwendet, sodass daraus ein länderübergreifendes Sensoren-Netzwerk entsteht, dessen einzelne Teile ständig miteinander Daten austauschen.
Weitere Ansätze der aktiven Waldbrandbekämpfung sind die Bereit- und Sicherstellung von Löschwasserentnahmestellen, die Schaffung beziehungsweise Instandsetzung von ganzjährig befahrbaren Wegen für Löschfahrzeuge, das Anlegen von Brandschneisen in Regionen mit erhöhtem Kampfmittelverdacht sowie das Einrichten und Unterhalten von Wundstreifen, also von Flächen ohne brennbares Material, entlang von öffentlichen Verkehrsflächen. Darüber hinaus bedarf es dringend einer deutlich stärken, flächendeckenderen und allen voran zielgruppenorientierteren Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit zu den Themen Wald und Waldbrand.
Richtiges Verhalten im Wald
Damit Waldbrände bestenfalls erst gar nicht entstehen, ist es wichtig, dass alle Bürger*innen ihr eigenes Handeln ändern und achtsam mit den Wäldern umgehen. So sollte man grundsätzlich im Wald wie in allen anderen Kultur- oder Naturlandschaften nicht rauchen und keinerlei Feuer entzünden. Der aus dem Autofenster heraus geschnipste Zigarettenstummel ist ebenso ein sehr gefährlicher Brandauslöser wie die Glut im Lagerfeuer, das aus diesem Grund streng verboten ist. Autos sollten nur auf dafür gekennzeichneten Flächen und keinesfalls wild im Wald, am Waldrand, auf Wiesen oder ähnlichen Flächen geparkt werden, weil heiße Katalysatoren trockene Vegetation entzünden können. Wem ein eigenes Waldgebiet gehört, der sollte sich über die Möglichkeiten des nachhaltigen und klimafreundlichen Wirtschaftens und Pflegens informieren.
Dieser Artikel ist ein Beitrag aus dem Dossier Die Zukunft des Waldes in Brandenburg.